Wie ich bereits kurz bei den Bildern zur Landung in Apia geschildert habe, gabs gleich nach der Landung die erste unangenehme Überraschung. Ich mag das schon wenn man nach der Landung noch nicht mal von den Gurten abgeschnallt und mit der Dokuarbeit fertig ist und schon irgendjemand auf die Cockpitkanzel klopft weil er was will und nicht warten kann.
Ich machte der feisten Lady in black also sofort mal in aller Deutlichkeit klar, dass sie auch nicht zu einem Jet hingehen kann und den Piloten per Leiter auf das Fenster klopfen könne und genausowenig hat das bei diesem Flugzeug und bei mir zu sein.
Darauf meinte sie, sie sei von der Quarantäne und Health Abteilung und sie kann entscheiden ob ich von ihr eine Clearance für den nächsten Flughafen bekomme oder nicht und wenn ich nicht kooperiere verweigere sie mir eben diese Clearance.
Sinn und Zweck ihrer ganzen Anfrage war, ob ich einen Spray mit habe. Damit meinen sie diesen Insektenkiller den man vor dem Öffnen des Cockpits aussprühen muss und neben den Insekten man selber dabei fast drauf geht.
Ich habe später meinen Pilotenkollegen in Pago Pago gefragt ob sie, die diese Strecke bis zu acht mal pro Tag fliegen, jedesmal das Cockpit und die ganze Kabine mit dem Schmarrn desinfiszieren, und er meinte der Trick dabei ist, man hat eine leere Falsche mit dabei und hält den Daumen am seitlichen Indikator damit bei der Kontrolle niemand sieht wieviel noch drinnen ist und sprüht dann halt mit der leeren Falsche herum so dass es aussieht als ob. Würde man dies tatsächlich täglich machen – ganz so als ob Insekten nicht die 100 km zwischen den beiden Inseln von selbst hin und herfliegen könnten – keine Airline würde einen Piloten finden, und wenn, dann ist er innerhalb eines Jahres selbst weggesprüht.
Also um dieses leidige Thema für alle künftigen Weltumrunderanwärter zu erklären – ich habe bei meiner ganzen Reise, obwohl fast überall danach gefragt, weder in Australien noch in Fiji noch in Samoa oder Hawaii einen Spray bei mir gehabt und auch nicht benutzen müssen, genausowenig wie ich irgendwo mit einer Karnevalsuniform mit weissem Hemd und vier Streifen auf den Schultern herum gelaufen bin, selbst nicht in Arabien wo dies angeblich von Vorteil ist.
Aber nun zurück zu meiner Lady in black, also Spray war nicht, die Landung hier war ja nicht geplant, also musste sie, wie das hier, genauso wie in Amerika überall üblich ist, den Boss fragen – selbst denken und entscheiden gibt es ja nicht. Na und der entschied dann, na was wohl? Wenn die Cockpitkanzel nun schon mal offen ist und die Insekten, falls welche im Cockpit als blinder Passagier ohne Reisepass und Ticket bei mir mitgeflogen sein sollten nun ohnehin schon weggeflogen sind, hilft also ein Versauen der Instrumente mit einem Spray auch nicht mehr, und so verzichtete man auf die Prozedur. Aber zuerst mal den ersten Eindruck von einem Land versauen um dann umgehend auf die anfallenden Lande- und Parkgebühren – die hier ohnehin aufgrund der Armut des Landes günstig sind – hinzuweisen. Zu meiner Überraschung gab es hier am Domesticflugplatz sogar AVGAS. Clearance bekam ich aber trotz Bezahlung keine. Ich dachte ich werde sie beim Abflug bekommen. Nachdem dies mit dem Rückflug dann aber so schnell ging wurde von beiden Seiten darauf vergessen und so landete ich in Pago Pago halt ohne diesem Papier, stört auch keinen grossen Geist. Die alte Clearance von vor einer Woche hingelegt und es hats auch getan. Dafür hab ich mir beim zweites mal die Lande- und Zollgebühren erspart, und keiner hat es in der allgemeinen Gemütlichkeit bemerkt.
Dann fragte ich den Taxler, der mich schon seit dem Aussteigen aus dem Flieger ins Visier genommen hat, um ein vernünftiges aber günstiges Hotel. Er meinte ins INZELL FEMMA sollten wir fahren, schlussendlich stellte sich heraus, dass er das Hotel Insel Fehmarn meinte, das von einem deutschen Schiffbrüchigen hier aufgebaut wurde und nun in dritter Generation geführt wird. Es ist schon lustig wie man hier deutsche Worte ausspricht, so ist mein Name bisher auch noch für jeden, inklusive den Amerikanern, zur unüberwindbaren Hürde geworden. Unter anderem erst heute, wo ich mein bestelltes Essen beim Burger King mit dem Aufruf von ELOT, und so war es auf der Rechnung auch aufgeschrieben, abholen durfte, was so viel wie Helmuth bedeutete.
Das Hotel Fehmarn war dann im ersten Augenblick gar nicht günstiger wie das noble Tradewind in Pago Pago, aber um drei Klassen tiefer. Als ich die Frage, ob ich in US Dollar Cash bezahlen könnte, bejahte war dann ein Zimmerpreis ausverhandelt der unter dem von mir maximal vorgeschlagenen Minimum lag – auch mal was seltenes, man begnügt sich mit weniger als der Kunde maximal bereit ist zu bezahlen. Offensichtlich braucht man hier dringend Devisen, der lokale Tolar, auch ausgesprochen wie Dollar, hat keinen Wert. Die einzige produzierende Industrie hier ist die lokale Brauerei Vailima und eine Filiale der Firma Phillip Morris, wo hier diese geminzten Zigaretten hergestellt werden. Der Rest lebt vom Fischfang oder vom Tourismus, der nur sehr vorsichtig gepflegt wird.
Am Abend unternahm ich dann einen Spaziergang die zwei bis drei Kilometer ins Stadtzentrum um wieder mal ein vernünftiges Abendessen, abseits von Burger und Fritten, zu mir zu nehmen. Das Restaurant Peddals bietet sich hier an.
Den Nachhauseweg wollte ich dann doch lieber mit dem Taxi bestreiten und diese Fahrt sollte es dann in sich haben. Ich fragte den Taxler lediglich beiläufig wo hier, heute ist ja Dienstag hier, obwohl ich 100 km entfernt heute am Montag gestartet bin, also am Dienstag was los sei. Darauf hin chauffierte er mich zu einer Bierhalle mit einem Billiardtisch wo sich zwei Jungs beim Billiard vergnügten und eine junge Kellnerin mit ausgeschlagenen Zähnen servierte – nicht gerade das was man unter was los ist versteht. Schnell kippten wir also das Vailima, auf das ich den Taxler eingeladen hatte und dann nahm er mich auf dem Weg zu meinem Hotel zuerst zu sich mit nach Hause.
Und da muss er wohl was falsch verstanden haben – er sprach ja fast kein Englisch sondern nur die Samoasprache. Auf alle Fälle redete er auf seine Frau, seine Nichte, die Freundin seiner Frau und alle möglichen weiblichen Anwesenden auf dem Fussboden in der einzigen Wohnhalle hier ein, eine sollte auf alle Fälle mit mir mitfahren, er würde das schon zusammen mit dem Fährpreis kassieren. So was hab ich in meinem Leben noch nicht gesehen, eine Schar von Kindern, drei Generationen und alle möglichen Verwandten unter einem Dach von einer Hütte mit gerade mal einem, durch eine Wand vom Wohnzimmer abgetrennten Schlafzimmer für die Eltern, alle anderen auf der Matratze oder dem Fernsehsofa schlafend, eine kleine Kochnische wo mit Vorhang getrennt eine schmutzige Duschgelegenheit ist.
Und dieser Mann wollte mir da seine halbe Familie verkaufen nur damit ich Apia in guter Erinnerung behalte und er eine Woche nicht Taxi zu fahren braucht, echt grass.
Die nächsten Tage beschloss ich darauf mit einem Leihauto Vorlieb zu nehmen und erkundete die Insel auf eigene Faust, was hier gar nicht so einfach ist. Die Verkehrsregeln sind hier Linksverkehr wie in England, aber die meisten Autos werden aus amerikanisch Samoa, also mit Lenkrad auf der linken Seite wie bei uns zu Hause, überführt. Die Konfussion endete gleich bei der ersten Ausfahrt vom Hotel mit einer Beinahekolission, ich blickte beim Rechtsabbiegen nach Links und dabei kam beim Rausfahren ein Verkehr von rechts, das war knapp. Leider wurde ich auf der Suche nach einem schönen Sandstrand nicht fündig, die seien alle auf der nächstgrösseren Insel Savaii, aber dort flieg ich nicht mehr hin.
So beschränkt sich meine Erkundungstour auf dieser Insel auf die deutschen Denkmäler, die auf die glorreiche Kolonialzeit durch das deutsche Reich Wilhelms II. hinweisen. Deutsch-Samoa war ja von 1900 bis 1914 deutsche Kolonie, bevor es dann für 50 Jahre die Neuseeländer übernahmen und seit 1964 ein unabhängiger Staat ist. Aber die Deutschen haben in den 14 Jahren allerhand geleistet und hinterlassen. Die Kokosnussplantagen, welche die Kolonialherren anpflanzten um Deutschland mit Kokosöl und Kokosmilch zu versorgen werden heute noch gepflegt und man kann die Abkömmlinge der ehemaligen Kolonialherren heute noch anhand der Hautfarbe deutlich von den Polynesiern unterscheiden. Viele von ihnen tragen auch heute noch Familiennamen wie Schmidt, Grosz und Huber, wenngleich auch leider niemand mehr Deutsch spricht.
Bei meiner täglichen Besichtigung meines abgestellten Fliegers traf ich dann auch den neuseeländischen Piloten Christopher Langton, der hier erst unlängst eine eigene Fluglinie Samoa Air mit zwei Islander Flugzeugen aufgemacht hat und die Leute von der einen zur anderen Insel hin und her fliegt.
Er half mir auch die ganze Berufs- und Ferrypilotenszene von Australien und Neuseeland für einen Ferryüberstellungsflug ausfindig zu machen, aber alle sechs, die verfügbar waren lehnten die Pazifiküberquerung in diese Richtung, bei diesem Wetter, mit diesem Flugzeug ab.
So verliess ich Samoa einen Tag früher als geplant da ja am Sonntag heiliger Dienst ist und der Zoll hier nicht arbeitet. So flog ich dann am Samstag in Samoa ab und landete eine halbe Stunde später am Freitag wieder in Pago Pago.
So und nun muss ich zum Flughafen Los Angeles, Cargoaerea, denn mein Flugzeug landet in einer Stunde und dann gehts zur Nachtschicht zum Zusammenbau, schliesslich wollen wir ja morgen nach San Francisco fliegen.
Bis dann!
Herzlichen Dank an meinen lieben Freund Marc Perdu aus Noumea, Neukaledonien, der ein tolles Video von meinem Aufenthalt dort auf Youtube gestellt hat. Seht Euch dieses Video im Link an.
Thanks Marc for this great Video!!!