Hurra, endlich nach fast drei Monaten wieder zurueck in Europa.
Obwohl die Inselgruppe von Flores und Corvo geographisch westlich des Azorenriffs liegen und daher geographisch zu Amerika gehoeren, befinde ich mich politisch bereits in Europa und durfte bei meiner Landung dies auch umgehend bereits verspueren. Da Flores kein Airport of entry ist musste ich einen Grund angeben warum ich hier gelandet bin. Dabei wurde mir eine Liste von Moeglichkeiten angeboten, ich entschied mich fuer die Realistischste und meinte ich habe technical landing declared da ich dringend auf die Toilette musste und ending of daylight war.
Das ist glaubwuerdig, aenderte aber nichts an der Tatsache, das ich wie ein Gefangener ohne Handschellen behandelt wurde und im Polizeiauto zum Hotel gebracht wurde wo ich bis zur Entscheidung aus Lissabon bis Montag Ausgehverbot habe. Auch egal, ich bin froh nach neun Stunden hier zu sein, wieder kurze Hosen tragen zu koennen, nur noch zwei Stunden Zeitdifferenz mit Oesterreich zu haben und nun absehbar bald wieder zu Hause bin.
Das war bis zu meinem Abflug in Neufundland gar nicht so sicher.
Vor lauter Adrenalinausstoss und Nervositaet ohnehin schlecht geschlafen beorderte ich bereits um 5 Uhr 30 das Taxi zum Flughafen, wo der Flugplatz bereits in Nebelschwaden in Morgendaemmerlicht lag.
Schnell noch bei Maci vorbei ein Fruehstueck abgeholt und dann ging zum Wetterbriefing und Flugplanaufgabe.
Das Wetterbriefing haette ich mir lieber erspart, denn das einstuendige Telefonat mit dem Herren in Gander machte mich nur noch nervoeser und wenn das Hotel nicht so teuer und unfreundlich gewesen waere, immerhin wartete ich am Vorabend eine halbe Stunde auf ein Bier und als dies dann noch nicht da war ging ich frustriert spazieren, haette ich wahrscheinlich am Absatz wieder kehrt gemacht und waere zurueck ins Hotel. Aber nachdem die Kraft nach Hause zu kommen doch schon unbaendig zieht entschied ich mich trotz aller Warnungen und Zurueckweisungen von Gander – die wollten mich ohne HF pardue nicht weg lassen bis ich erklaerte damit einverstanden zu sein, das sie mich im Falle einer Notwasserung wegen fehlenden HF- Funkgeraetes nicht suchen werden, dann doch zu starten und so bekam ich die Clearance fuer den Transozeanicflug.
Es wird wohl noch eine Weile dauern bis auch die Kanadier verstehen dass die Kommunikation mittels Satellitentelefon viel sicherer und klarer ist als mit einem HF-Funkgeraet. Ich wollte ja das HF Geraet von Hans Gutmann in Straubing einbauen lassen, aber bei Kohlefaserflugzeugen fehlt die Masse und daher ist dieses zusaetzliche Gewicht wertlos da es ohnehin ohne metallischer Masse nicht funktioniert.
Und so blieb mir nur noch mich von den freundlichen Leuten bei Shell FBO und den Abfluggaesten, die jetzt drei Wochen auf die Erzmine zur Arbeit im Norden Kanadas fliegen, zu verabschieden, in meinen braven Flieger zu steigen und auf Gott und den Rotax zu vertrauen.
Die IFR Clearance fuer die 24 und die Oceanicclearance war rasch
erteilt und so hob meine Dynamic um 1132 UTC die Nase in den nebeligen Himmel von Kanadas oestlichstem Punkt.
Die ersten drei Stunden waren ueber den Nebelschwaden tief unter mir und geschlossener Bewoelkung ueber dem Atlantik relativ unspektakulaer. Schnell war die alte Ordnung im Cockpit wieder hergestellt – der neu reparierte Autopilot funktioniert wieder hervorragend- und Gander Center war mit meinen Positionreports via VHF lange Zeit zufrieden. Zu meinem Erstaunen funktionierte das VHF Handfunkgeraet ueber dem Atlantik sehr lange und ich hatte erst nach zwei Stunden Flugzeit das erste Mal via Satellitentelefon die erste Position zu melden.
Noch weit im kanadischen Luftraum gab mir Gander bereits die Telefonnummer von Santa Maria und als ich das erste mal mit Portugal telefonierte war die Verbindung ploetzlich viel klarer und es stellte sich ein Gefuehl der Erleichterung ein. Vielleicht auch wegen der ploetzlich auftretenden nervoesen Blase die waehrend dieses Fluges zwei mal in Little John erleichtert wurde.
Dieses Gefuehl der Erleichterung sollte jedoch nicht so bleiben, ich wusste ja, gewarnt vom Wetterfrosch in Gander, das da noch was auf mich lauert.
Und siehe da, es war dann nach 400nm endlich da, waere ja zu schoen gewesen wenns so ruhig bis zu den Azoren weiter gegangen waere.
Man kann dies auch ganz gut an meinem Track sehen, als ich ploetzlich Richtung Ost Kurs nahm und die Gewitterwolken umflog.
Als die groebsten Tuerme umfloge waren stellte sich ploetzlich bewoelkter Himmel ueber mir ein und es wurde ziemlich finster im Cockpit.
Die ersten Regenschauer prasselten auf die Plexiglaskanzel und ich sah durch ein blaues Loch am Horizont, oder war es doch dunkelblaugrau?, Hoffnung aufkommen das da weit vor mir ein moeglicher Weg durch geht.
Umkehr war nach dieser bereits lange zurueck gelegten Strecke keine Alternative mehr fuer mich, immerhin habe ich bereits fast den halben Weg ueber den Atlantik hinter mir und ich will ja heim und vor allem in waermeres Gewaesser und stabileres Wetter. Also ich musste da durch.
Fuer jedermann verstaendlich, die Erleichterung war gross als sich das dunkelblaugraue Loch doch als blaue Lichtung erwies und von dort an blue sky and blue ocean sich einstellten. Das heute morgen frisch angezogene T- Shirt war klatschnass durchgeschwitzt und mein Adrenalin fuer die naechsten Monate ausgeschuettet. Ich hab jetzt erst mal fuer die naechste Zeit keinen Bedarf mehr an Adrenalinschocks, auch wenn diese Therapie offensichtlich zum Abnehmen sehr zu empfehlen ist. Ich bin nach dieser Weltumrundung nur noch ein Strich in der Landschaft und mitlerweile weit unter meinem Idealgewicht. Jetzt weiss ich auch warum ich vorher Reserven angelegt habe.
Das Gefuehl, wenn nach neun Stunden Einsamkeit ueber offenem Ozean endlich ein kleiner Felsbrocken in Sicht kommt kann sich jemand, der dies noch nicht erlebt hat, kaum vorstellen.
Die Freude ist unendlich und das Gefuehl fast zu Hause zu sein unbeschreiblich.
In so einer Situation nimmt man die Prozedur der Flugplatzpolizisten gerne in Kauf, sie machen ja nur ihre Arbeit und erklaerten mir wie unangenehm ihnen das immer ist wenn Flugzeuge aus Amerika kommen und wegen Schlechtwetter oder Spritproblemen hier Zwischenlanden muessen und sie dann die unangenehme Aufgabe haben die Leute gruendlichst zu kontrollieren. Hier wurden neben Australien auch erstmals meine Flugzeugpapiere kontrolliert.
Ich kann mit dem Umstand hier in dieser netten Hotelpension fuer 36 Stunden festgehalten zu sein gut leben, immerhin gibt es Internet, gutes, atlantisches Essen, Rotwein und Rauchwaren.
In Kanada wird man echt gerne zum Nichtraucher, bei Preisen von 16 Dollar die Packung und diese nur im versperrten Apothekerschrank in einem zwielichten Eckgeschaeft wo man sich ohnehin wie ein Krimineller fuehlt wenn man rein geht, vergeht einem der Genuss auf eine Zigarette.
Auch egal, ich hab ja jetzt meine Muesliriegel von zu Hause wieder die mir Otmar und Christine nach Kanada mitgebracht haben.
Auf alle Faelle geht es morgen zum Zoll auf die oestlichste Azoreninsel nach Santa Maria und dann vielleicht gleich weiter auf einen, aufgrund der Windscherungen, gefaehrlichsten Flugplaetze der Welt, Madeira.
Wer bei meiner Ankunft am kommenden Samstag dabei sein moechte und aufs Rollfeld gehen will, sollte sich bis Donnerstag bei der Flughafenleitung in Hoersching anmelden. Das Buero von Herrn Ingo Hagedorn nimmt die Anmeldungen gerne entgegen (07221 6001505).
Wer mit mir gemeinsam im Konvoi nach Hoersching einfliegen moechte der sollte am Samstag um 14 Uhr am Flugplatz Gmunden Gschwandt Laakirchen LOLU sein. Dort treffen wir uns und ich gebe dann einen Formationsflugplan nach Hoersching fuer die gesamte Formation auf.
Ich freue mich auf Euer zahlreiches Kommen.
Bis dahin
Gruss von den Azoren
Helmuth