Alle guten Dinge sind doch drei und nicht vier, so wie es Reinhard May in seinem Lied besingt. Gestern hab ich es einfach versucht und wollte die 811 nm bis Penrhyn Island fliegen, am nächsten Tag dann weiter über 700 nm nach Kiribati Christmas Island und dann das grosse Leg über 1150 nm nach Hawaii.
Dabei ist der Äquator zu überqueren und damit die intertropikale Konvergenzzone. Drei mal hatte ich ja ziemliches Glück beim Überqueren dieses Wetterbandes, welches sich aufgrund der Corioliskräfte eigentlich dauerhaft stabil rund um den Erdball am Äquator aufbaut. Hier treffen die Kräfte der beiden Pole zusammen und bilden ein stabiles Wolken- und Unwetterband. So dreht sich zum Beispiel ein Tiefdruckgebiet unmittelbar südlich des Äquators nach rechts, während sich ein Tief in unserer nördlichen Hämisphäre bekanntlich nach links dreht. Diese Kräfte prallen also hier aufeinander. Man darf sich das so vorstellen, als ob man einen Globus in zwei Hälften zersägt und die Nordhalbkugel entgegen dem Uhrzeigersinn dreht und die ander Hälfte im Uhrzeigersinn. Die Winde die durch die Reibung an der Oberfläche entstehen prallen im Schnittpunkt aufeinander und türmen die Luftfeuchtigkeit hoch auf. Als ich 2006 bei der Afrikaumrundung von Äthiopien nach Kenia flog hatten wir grosses Glück und konnten von diesem Wetterphänomen relativ wenig spüren, ebenso war es beim Wiedereintritt in die nördliche Hämisphäre, also beim Rückflug. Wie es mir beim Runterflug beim Durchqueren dieses Bandes gegangen ist, kann man ja eindrucksvoll aus meinem Bericht von Leg 16 entnehmen.
Diesmal bin ich 753 nautische Meilen oder fast 1500 km umsonst über Wasser geflogen. Obwohl das Satellitenbild, welches ich kurz vor meinem Verlassen des Hotels noch mal aktualisierte, zumindest für das heutige Leg keine grossen Überraschungen erwarten liess, begann der Slalomflug durch die Wolkentürme bereits nach 200 nm auf offener See und dies in FL100, also fast 3000 Meter über dem Meer. Das Positive von diesem Tag war, dass meine Dynamic erstmals mit dem vollen Gewicht, vollgetankt mit 350 Liter AVGAS keinerlei Unarten beim Abheben und Steigflug zeigte. Selbst auf der „kurzen“ Startbahn 08 von Pago Pago mit 1100 Metern, fast gegen den Wind hob meine Spirit of Africa bereits bei 110 kmh die Nase willig in den Morgenhimmel der aufgehenden Sonne entgegen. Auch der Steigflug mit 200 ft/min war für Speedy Gonzales kein Problem, lediglich ein leichtes Hin- und Herschaukeln stellte sich bei zunehmender Höhe ein. Zuerst verflog ich mal 1 1/2 Stunden lang Benzin in 6500 ft und mit geringerem Gewicht und zunehmend höheren Wolken stieg ich dann per Hand auf 10.000 ft um knapp über die ersten Wolkenbänder zu sein. Dabei hebt der Flieger mit zunehmender Höhe und daher abnehmender Luftdichte die Nase und der Anströmwinkel an den Tragflächen nimmt genauso wie der Widerstand zu – die Reisegeschwindigkeit sinkt. Allerdings durfte ich auf diesem Flug bemerken, dass der stetige Ostwind in grösseren Höhen geringer ist als auf Meeresniveau, damit hob sich der Effekt des geringeren Auftriebes am Höhenleitwerk zumindest bei der Geschwindigkeit fast wieder auf.
Dieser Flug war also im wahrsten Sinne eine Lehrstunde in Wetterkunde und Aerodynamik.
Wie ich durch einige Wolkenlöcher sehen konnte, reichten die Wolken im Turmgebiet fast bis an die Wasseroberläche herab und es regnete unterhalb dieser Wolkentürme aus. Ein Unterfliegen der Wolken kam also auf keinen Fall in Frage, noch dazu da hier der Horizont, wie ich aus meinen Flügen über den Golf von Lyon Richtung Malaga bereits erfahren durfte, eins wird mit der Wasseroberfläche und man fast nicht mehr zwischen Meeresoberfläche und Wolken unterscheiden kann.
Es blieb also nur die Möglichkeit drüber zu fliegen, mit einem Turbo sicher kein Problem, rauf auf FL 200, Sauerstoffmaske an und drüber gehts. Mit 100 PS ohne Turboaufladung ist aber leider spätestens in FL 120 Schluss.
Der endgültige Entschluss zur Umkehr war dann über der beeindruckenden Insel Puka Puka gefallen, als ich von dort ab mein neues Heading Richtung Penrhyn einstellte und dort unmittelbar vor mir noch viel höhere Wolken und ein geschlossenes Band vorfand. Mit Rückenwind war dann der Rückflug auch deutlich rascher erledigt und ich entschied mich nun nach Westsamoa zu fliegen, da mit dem nunmehr verflogenen Sprit ja die Landung auf dem kurzen Flugplatz von Fagalii in Apia nunmehr möglich ist und Westsamoa ja deutlich günstiger und interessanter sein sollte als amerikanisch Samoa, wo ich in den vergangenen Tagen ja so ziemlich alles gesehen hatte. Hier warten 350.000 neue Menschen auf mich, und wie ich sofort auf den ersten Blick erkennen konnte, sind diese deutlich gesünder ernährt und schlanker als die amerikanischen Samoaner.
Weiter gehts mit einem Bericht über Westsamoa in Kürze.