Warum muss ich nur hier her fliegen?
Nach zwei wunderschönen Tagen mit meinen neuen französischen Freunden Marc und Christian und den netten Leuten im Hangar der Werft von Noumea auf Neukaeledonien ging meine Reise weiter nach Fiji. Jeder denkt, hier in der Südsee möchte ich auch mal sein. Ja aus der Luft sieht das ganze wirklich wie ein Paradiesgarten aus und man möchte auf jeder der rund 250 Inseln die zu Fiji gehören einen Tag bleiben. Aber leider sieht die Wirklichkeit am Boden der Realität angekommen ganz anders aus. Nach einem ereignislosen und ruhigen Flug, abgesehen vom konstanten Gegenwind von 20 kts in Flugfläche 095, also knapp 3000 Meter über dem rauhen Ozean, den man aufgrund der geschlossenen Wolkendecke nur selten sehen konnte, erreichte ich das vorgelagerte Korallenriff des Fijiatolls. Mein Flugplan leutete auf Nadi, die Hauptstadt von Fiji. Aufgrund eines noch rechtzeitig eingegangenen emails von meinem Weltumrunderkollegen Mirski Wojzech wurde ich jedoch recleared to Nausori, Suva, am anderen Ende der Insel. Also noch mal rund 75 nm über den dichten Wolken und hohen Wald- und Bergebieten der Hauptinsel und dann durch die Wolkendecke durch direkt auf Nausori. Ich dachte mit dieser Umgehung, die zuerst in Noumea nicht genehmigt wurde, den bekannten unangenehmen Einreiseformalitäten und den horrenden Kosten entgehen zu können, – falsch gedacht.
Gleich bei der Landung wurde mir mein Wunsch, in einen der drei riesigen, freien Hangars unterzustellen, verwehrt. Ich musste also meinen Flieger noch mal starten und direkt vor dem Tower abstellen und meine Zollformalitäten erledigen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Fiji vorwiegend von ehemaligen indischen Sklaven bewohnt wird. Immerhin 750.000 Menschen leben hier auf diesen 250 Inseln, die flächenmässig insgesamt ungefähr so gross wie Oberösterreich sind. So bestätigt sich wieder einmal, dass man im Leben alles zurück bekommt. Ich hätte nie gedacht dass mich Indien doch noch mal einholt.
Bereits bei meinem Flugzeug bei heftigem Bodenwind verlangte man mir 4 Kopien von Gendecs ab, ohne mich mal richtig aus dem Flieger aussteigen zu lassen und vielleicht eine Toilette nach fast 7 Stunden Flug aufzusuchen oder eine Zigarette zu rauchen. Ich wurde umgehend ins Immigrationsgebäude gebeten und dann ging das Ausfüllen unzähliger Formulare los.
Diese unnötige Prozedur hinter mich gebracht, hiess es dann ich möge auf ein Gespräch ins Customsoffice zum Customsdirektor kommen – und dann kams dick.
Er zeigte mir ein email der Regierung, die derzeit nur interimistisch arbeitet, wonach Privatflugzeuge, die an Wochenenden oder vor 8 Uhr oder nach 17 Uhr ankommen mit 1500$ zu verrechnen sind. Verärgert über diese Unverschämtheit führte ich einige Telefonate mit meinem Operator in Deutschland, nachdem hier, anders als in Neukaledonien, Gott sei Dank mein österreichisches Mobiltelefon wieder funktioniert. Nachdem wir ein Arrangement gefunden hatten, wonach ich vorerst „nur“ den Preis für eine Boing 737 zu zahlen habe, immerhin 400$, und er bei der Regierung bis zu meinem, nun vorzeitig geplanten Ablug am Montag – verständlicherweise will ich hier keinen Tag länger als notwendig bleiben – nachfragen werde, ob für meinen Mickymausflieger nun doch die 400$ genügen oder ich doch die 1500$ zu zahlen habe, glaubte ich endlich mit dem Taxi ins Hotel fahren zu können. Weit gefehlt!
Kaum war die Regierung mit 400$ ausverhandelt und bezahlt, kam eine Dame mit süffisantem Grinsen auf den Lippen zur Tür herein und meinte sie sei vom Healthdepartement und ich hätte für meine Gesundheit zu zahlen. Ich verstehe natürlich, die Gesundheit muss einem schon was wert sein, immerhin ist die Gesundheitsbranche weltweit eine der grössten Geschäftemacher und damit lässt sich gut verdienen. Also nahm die Lady am Schreibtisch platz und begann auf ihrem, zum fünften mal recycliertem Papierblock eine handschriftliche Rechnung für meine Gesundheit auszustellen. Nach einer halben Stunde war sie mit dem Geschreibsel fertig und ich staunte nicht schlecht, als ich eine Summe von 85$ für eine angeblich stattgefunden Gesundenuntersuchung darauf fand. Unnötig zu erwähnen dass diese Untersuchung natürlich nie stattgefunden hat.
In der Hoffnung, nun aber sicher alles erledigt zu haben, kam bereits der nächste Krausgelockte bei der Tür herein. Diesmal stellte man sich als Angestellter der Quarantäneabteilung vor.
Nichtsahnend was dies nun sein sollte, begann er ebenfalls mit der Schreiberei einer sogenannten Rechnung auf altem Papier.
Ausser Rage verlangte ich nach nunmehr 10 Stunden meine Nerven mit einer Zigarette beruhigen zu dürfen, was mir am Flughafenvorfeld und im Flughafengebäude verwehrt war. Ich wollte einfach raus vor das verfallene Flughafengebäude um endlich eine Zigarette zu rauchen. Der ebenfalls sehr selbstbewusste junge Polizeibeamte stellte sich mir in den Weg und meinte, bevor nicht alles bezahlt ist, komme ich nicht vor diese Tür. Somit war es wieder nichts mit der Zigarette und ich ging zurück ins Büro des Zollbeamten. Nach 5 Minuten hatte der Polizist ein Einsehen und kam mit Handschellen an und meinte, wenn ich diese anlege dürfte ich gemeinsam mit ihm vor das Flughafengebäude gehen und eine rauchen, worauf ich gerne auf den Nikotingenuss verzichtete.
Schlussendlich wurde ich nach 2 Stunden Nervenqualen zum Taxi entlassen und wir vereinbarten, am Montag morgens vor meiner Abreise weiter über die Kosten zu reden, wobei er noch meinte, es kann sein, dass dann die Gebühr von 1500$ zwei mal fällig ist, da ich länger als drei Stunden auf Fijiboden bin. Mal sehen was da morgen noch auf mich zukommt. Ich will hier auf alle Fälle schnell weg, und meinen konfiszierten Flieger wieder haben.
Die Taxifahrt ins 40 km entfernte Novotelhotel in Suva war dann mit einem verständnisvollen jungen Taxifahrer, dessen Vorfahren ebenfalls vor drei Generationen von den Briten als Sklaven hierher geschleppt wurden, für 50$ recht angenehm, und er meinte noch, mit meinen 2200$ hätte ich nun das Monatseinkommen von 5 Fijibewohnern bezahlt.
Da dies meine letzten Dollarreserven waren und ich erst jetzt mit Samoa auf amerikanisches Hoheitsgebiet komme, ersuche ich jeden Besucher, Freunde, Sponsoren und Wohlgesonnene auf meiner Webseite 10 oder 20 € zu spenden damit meine Weiterreise stattfinden kann und ich neben der fliegerischen Herausforderung nicht auch noch die finanziellen Sorgen zu bewältigen habe.
Leider sind bis dato nur 160€ an Spenden, und dies von insgesamt drei Personen, eingegangen. Ich finde dies für ein Land wie Österreich beschämend!
Ich hoffe Euch übermorgen von amerikanisch Samoa Positiveres berichten zu können und danke bereits für nunmehr zahlreiche Unterstützung.
Gruss aus dem genau anderen Ende der Welt
Helmuth