Liebe Weltumrunderfreunde!
Heute ist endlich mal flugfreier Tag angesagt. Nach 3162 nm und 27,5 Flugstunden tut ein Tag am Boden auch mal wieder gut. Ausserdem machen mir meine Stirnhöhlen in der Luft heftige Kopfschmerzen. Ich wollte heute die Hotelsauna besuchen um diese Stirnhöhlen etwas freier zu bekommen, aber nachdem ich gestern den Heizkörper vor dem Pool aus der Verankerung gerissen hatte, wurde heute die ganze Sauna gleich umgehend für geschlossen erklärt (nur für mich?). Die glauben wohl ich mach jeden Tag mal gleich so eine Sauna kaputt. Wie kam es dazu?
Ich war in der Sauna bei 120!!!! Grad, uff echt heiß. Als ich raus wollte merkte ich, dass die Türe von der Saunawartin zugesperrt war, ich war also eingesperrt. Klopfen nutzte nichts, so suchte ich nach einem Ausweg. Alle Fenster waren ohne Fenstergriffe nur eines hinter dem Pool war zu öffnen, aber man musste an einem 5 cm breiten sims dem Pool entlang klettern. Offensichtlich rechnete man nicht damit dass dies jemandem gelingen könnte. Ich hielt mich also in den Fliesenfugen und dem Heizkörper fest und erreichte so, ohne ins Pool zu fallen, das Fenster – öffnete es und sprang, nur mit einem kurzen Bademäntelchen bekleidet ins Freie – zur Verwunderung der Saunawartin welche auf der Gartenbank genüsslich ihre Zigarette rauchte und mich völlig verwundert ansah. Ich wollte ihr natürlich noch helfen und das Fenster, nachdem sie die Sauna von außen geöffnet hatte, wieder schliessen, zeigte ihr also wie ich das Artistenstück vollbrachte. Beim zweiten mal allerdings mit anderem Erfolg. Als ich mich wieder am Heizkörper festhielt um rund um den Sims zu klettern, brach dieser samt Heizungsleitungen aus seiner Verankerung und ich flog samt Heizkörper und Bademantel ins Pool. Das Gelächter war natürlich groß, der Schaden leider auch. Jetzt müssen die Wandflesen abgestemmt werden und die Heizungsleitung neu geschweisst werden.
Jetzt haben sie aber offensichtlich gelernt, dass man als Beherbungsbetrieb nicht nur Kyrillisch schreiben und russisch reden muss, sondern es auch sinnvoll ist Englisch zu reden und wenigstens in Bildern die Notmaßnahmen beschriften soll. Was solls, eine lustige Begebenheit die noch lange für Heiterkeit sorgen wird.
Wer von Euch jetzt glaubt ich sei hier am A…… der Welt (hab ich vorher auch gedacht), der irrt, liebe Freunde.
Kasachstan ist von der Fläche her größer als ganz Europa, hat aber lediglich 17 Mio Einwohner. Diese sind unterteilt in echte Kasachen (ca.70%), diese sehen schon eher wie Mongolen, sehr asiatisch aus und haben ausschliesslich schwarze Haare und sind eher molliger. 25% sind aber Russen mit eindeutig europäischen Gesichtszügen, und es wird auch hauptsächlich russisch gesprochen, auch von den Kasachen. Die Russen die hier geboren und aufgewachsen sind können nicht mal die Landessprache, nur Russisch.
Moskau pumpt zur Zeit eine Unmenge an Ölgelder in dieses Land um die Kasachen russlandfreudlich bei Laune zu halten. Daher sieht man hier in Alma Ata gigantische Neubauten, schöne Parks und breite Prunkstrassen. Je niedriger der Ölpreis ist umso eher bekommen diese ehemaligen Sovietstaaten die Krise zu spüren und umso starker wird der Unmut gegenüber Russland und dem dortigen Regime, obwohl Herr Putin wahrscheinlich am wenigsten am Ölpreis kann – so kann man ganz einfach mit dem Ölpreis eine gigantisch grosse Region steuern.
Gegessen wird hier genauso wie die Leute aussehen, man bekommt, nach ewiger Wartezeit – Zeit haben die hier ohne Ende – Yakfleisch extrem fett mit scharfer Sauce sodass man das Fette nicht schmeckt. Das Bier ist allerdings ganz gut.
Unser Taxifahrer kann gebrochen deutsch, kein Wunder er lebte drei Jahre in Deutschland, seine Frau ist immer noch in Baden-Baden. Fast jeder hier hat irgend eine Geschichte aus Deutschland zu erzählen und fährt im Durchschnitt einen grossen Benz. Generell sieht man hier mehr teure und große Luxuskarossen aus Deutschland als bei uns. Der Sprit ist auch extrem billig, 50 Eurocent pro Liter.
Das Leben hier in Kasachstan spielt sich ausschliesslich in den Ballungsräumen ab. Wenn man über dieses Land fliegt sieht man nur endlose Weiten und Wüste, nur der südliche Gürtel rund um das Pamirgebirge ist grün und kultiviert. Gleich hinter Alma Ata sind die Viertausender der nördlichsten Ausläufer des Himalajagebirges. Uns trennen hier von China nur noch 300 km.
Heute waren wir schon mit dem Sessellift auf 2750 m oben, saukalt aber eine herrliche Sicht auf die grosse Stadt.
Die Leute hier bereiten das Skigebiet für die Asiatischen Winterspiele 2011 vor, umso mehr wird in Liftanlagen und Schneekanonen investiert.
Morgen geht’s jetzt außerplanmäßig weiter zum nordöstlichsten Flugplatz Kasachstans nach Ust-Kamenogorsk, um das viel zu lange Tageslag nach Ulaan Batar etwas abzukürzen. Das nächste mal melde ich mich dann wieder aus der Hauptstadt der Mongolei, hoffentlich mit netten Bildern vom Steppenüberflug.
Bis dahin grüßt Euch in der Heimat aus dem fernen Kasachstan:
Helmuth
Ing. Helmuth Lehner
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